Chronik der Amphibienentwicklung des NABU „Kleiner Odenwald u. Umg.“ e.V.
Ein Beitrag von Michael Schneider
In Baden-Württemberg sind 18 Amphibienarten heimisch. Sehr viele von ihnen stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Amphibien, also Kröten, Frösche, Molche, Salamander, Unken sind wichtige Glieder in den Nahrungsketten. Als Insektenfresser tragen sie zur Reduzierung der Pflanzenschädlinge bei. Die Kaulquappen ernähren sich von Algen und toten Pflanzen/ Tieren und tragen zur Selbstreinigung der Gewässer bei. Andererseits sind Frösche, Molche und Co. wichtige Nahrungsgrundlage für andere Tierarten. Wer also die Feuchtbiotope trockenlegt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er keinen Weißstorch mehr sieht. Da Amphibien auch über die Haut atmen, reagieren sie sehr empfindlich auf Umweltbelastungen wie Spritz- und Düngemittel.
Sommer- und Winterquartiere liegen oft sehr weit vom Laichgewässer entfernt, was zum charakteristischen Wanderverhalten führt. Sobald der Schnee geschmolzen ist und die Bodentemperaturen über 7° betragen, wird in feuchten Nächten das Wanderverhalten ausgelöst. Zu den Frühlaichern gehören „unsere“ Arten Grasfrosch, Erdkröte und Bergmolch, die traditionell immer die gleichen Wanderwege benutzen. Biotopzerstörung, Biozide in der Landwirtschaft, Zunahme des Straßenverkehrs und Zerschneidung der Lebensräume, sowie Verdichtung des Straßennetzes haben eine der individuenreichsten Wirbeltierklassen in Deutschland zu stark gefährdeten Arten gemacht.
Zum Schutz der Amphibienarten ergreift die Nabu-Gruppe „Kleiner Odenwald und Umgebung“ folgende Maßnahmen:
* Einsatz für die Erhaltung bestehender Feuchtbiotope
Der Schutz von Amphibien und ihren Lebensräumen ist rechtlich im Bundesnaturschutzgesetz und Landesnaturschutzgesetz von Baden-Württemberg geregelt. Was dies praktisch bedeutet zeigt die Tragödie von Billigheim, wo eine Sondermülldeponie auf dem wertvollsten Biotop der Region entstand.
Der Widerstand der Naturschutzverbände war in diesem Fall erfolglos. Gedruckte Buchstaben im BNatG erhalten die Artenvielfalt nicht!
* Einrichtung von Feuchtbiotopen an geeigneten, abgelegenen Stellen
Brunnenstube/Asbach, Hasenteich-Kohlplatte/Daudenzell, Uttenklinge /Reichartshausen
Hintere Seen /Aglasterhausen, Alte Tongrube/Schwarzach…
* Tägliches Absammeln der Tiere an Krötenzäunen bzw. Molchzäunen zur Wanderzeit
Während Krötenzäune nur die größeren Amphibien an der Wanderung
hindern, werden mit den undurchlässigen Molchzäunen z. B. auch die
kleinen Bergmolche in die eingegrabenen Eimer geleitet. (Bild Totenbrunnen 9)
* dauerhafte Leiteinrichtungen aus Beton, die in Durchlässe unter der Straße führen
Nach 10 Jahre Bemühungen der Nabu-Gruppe konnten entsprechende Maßnahmen bei der Naturschutzbehörde für das Biotop bei Obrigheim/Kirrstätter Tal durchgesetzt werden.
* Statistiken zur Bestandsentwicklung. Das Erfassen von Daten wie Temperatur/ Feuchtigkeit/ Art/ Zahl der Männchen-Weibchen ermöglicht der Gruppe, die Bestände einzuschätzen und die freiwilligen Helfer optimal einzusetzen. „Wildes Sammeln“ schadet den Bemühungen.
Angaben zu den betreuten Sammelstellen
1. Ortsausgang Aglasterhausen
L 633- Schwarzacher Str. von 1988-2002 betreut, statistisch festgehalten. Aufgegeben im Jahr 2002, da Population zusammengebrochen war.
Trotz intensiver Bemühungen konnte der kontinuierliche Abwärtstrend nicht aufgehalten werden.
2. Naturschutzgebiet Totenbrunnen bei Schwanheim
K4105, seit 1988 statistisch festgehalten und alljährlich betreut. Anfangs Sechseckgeflechtzaun. In den vergangenen Jahren wird ein molchsicherer Folienzaun verwendet. Der deutlich aufwändigere Molchzaun ist hier sinnvoll, da artenreichste Sammelstelle. Hier werden neben Erdkröte, Grasfrosch, Bergmolch auch Fadenmolch, Feuersalamander und Teichmolch in geringen Zahlen gesammelt. (Bild F10)
Mit einem außergewöhnlichen Fund wurde 2005 ein fleißiger Amphibiensammler der NABU-Gruppe „Kleiner Odenwald und Umgebung“ belohnt. In leuchtend rot-schwarzer Färbung präsentierte sich ein Feuersalamander. Mit dieser Färbung ein Seltenheitswert!
3. Ortsausgang Obrigheim
K 3942-Obrigheim-Kälbertshausen wird seit 2000 von der NABU-Ortsgruppe Aglasterhausen alljährlich betreut und statistisch festgehalten. Seit 2004 eine fest installierte Leiteinrichtung aus verzinktem Stahlblech. 250 m für die Hinwanderung, 250 m für die Rückwanderung. Zusätzlich wurde ein Ersatzlaichgewässer ausgebaggert. Schilf und Blutweiderich haben sich bereits angesiedelt. Stellt mit jährlich tausenden von Erdkröten die individuenreichste Sammelstelle dar. Aufgrund der Leiteinrichtung und häufigem „wilden Sammeln“ ist allerdings seit einigen Jahren keine verlässliche Statistik mehr möglich.
4. Ortsausgang Breitenbronn
K 3936-Breitenbronn- B 292. Diese Strecke wird seit 2003 jährlich betreut. Eine kleine Population, jedoch durchaus wertvoll, da ca. 50 % Weibchen- Anteil.
Einteilungspläne gibt es für jede Strecke. Diese Strecken werden ca. 6 Wochen lang allabendlich von den Amphibienhelfern abgesammelt. Wer mitmachen will, kann sich von Michael Schneider (06262-3402) einteilen lassen.